07.06.2011

Kriegsspiele

In einer bayrischen Kaserne soll bei einem Tag der offenen Tür Kindern etwas ganz besonderes geboten worden sein: Krieg spielen.
Quelle: Ermittlungen wegen Kriegsspielen in bayerischer Kaserne (AFP, google.com, 07.06.2011)

Aus Sicht der erwachsenen Kriegsspieler sicher ein top Einfall. Ungefähr so klasse, wie der, sich zum Afghanistan-Einsatz zusammen mit seinen Kumpels T-Shirts mit der Aufschrift "Wir machen auch Hausbesuche" bedrucken zu lassen. Einer der Herren ist heute in der Kölner Erwachsenenbildung tätig und hält das nach wie vor für witzig.

Ebenso ungestraft bleibt bislang das: An einer Kaserne in Köln prangt in riesigen Lettern: "Die Zukunft im Visier". Immer, wenn ich das lese, denke ich automatisch an eine gewaltige Bombenexplosion, die die Zukunft vernichtet.

In meiner Kindheit gab es einen Nachbarsjungen, der mich zu sich zum Spielen eingeladen hatte. Er hatte ausnahmslos und in riesiger Menge Kriegsspielzeug höchster Güte. Mein Entsetzen darüber war so gewaltig, dass mein Spieltrieb völlig erlosch. Also führte er mir all seine Waffenattrappen und echten Pistolen nur vor und geriet dabei in kindliche Ekstase. "Ach", bedauerte er final, "es ist so schade, dass wir keinen Krieg haben." Er wünsche sich nichts sehnlicher. - Ich ging ihn nie mehr besuchen und hatte manchmal Angst, dass er mich deswegen vielleicht mit seiner Gaspistole verletzen würde.

Im Sommer 1977 fragte eine Freundin, ob ich mit ihr zusammen an einem Soldatenmarsch teilnehmen würde. "Wie, Soldatenmarsch?", fragte ich verdutzt. Da würden Leute Startgeld für das Soldatenhilfswerk zahlen und dann marschieren, war die Antwort. "Welche Hilfe brauchen denn Soldaten?", fragte ich. "Keine Ahnung, ist doch egal", antwortete sie. Okay, wir zahlten Startgeld, marschierten dann 10 km und erhielten unterwegs mehrmals was zu trinken. Wir hatten viel Spaß mit allerlei Variationen von "Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm ...", kamen sehr viel später an als die, die 20 km gebucht hatten und zum Schluss gab man uns eine Urkunde mit Bundesadler, Panzer, Bomber und U-Boot darauf, die von einem katholischen Pfarrer unterschrieben war. Am Zielort fuhren wir dann noch mit einem sinkenden Kahn auf einem Teich, während die anderen aßen und tranken. Bis auf uns waren die Marschierer übrigens Familienangehörige der Soldaten.

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